Grundkurs Ernährung
Fett • Teil 3
Die essenziellen Fettsäuren
Die essenziellen Fettsäuren gehören genauso wie die Vitamine und Mineralien zu den lebenswichtigen Nährstoffen, die wir regelmäßig über die Nahrung aufnehmen müssen. In diesem Artikel erfährst du, wie du deinen täglichen Bedarf an essenziellen Fettsäuren decken kannst und was man in der praktischen Ernährung beachten sollte. Dazu muss man vor allem den Unterschied zwischen Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren kennen.
Die gesättigten und einfach ungesättigten Fettsäuren werden im Körper hauptsächlich zu Energie verbrannt. Dagegen dienen uns die mehrfach ungesättigten Fettsäuren vor allem als Baustoff.
Sie werden zum Beispiel von jeder Zelle benötigt, um Zellmembranen (Zellhüllen) aufzubauen. Ganz besonders werden sie von den Nervenzellen im Gehirn gebraucht. Daher sind sie auch für eine normale Hirnfunktion und Denkleistung unentbehrlich.
Außerdem entstehen aus den mehrfach ungesättigten Fettsäuren hormonähnliche Botenstoffe (Eicosanoide), die eine große Rolle im Immunsystem spielen und maßgeblich am Ablauf von Entzündungsreaktionen im Körper beteiligt sind.
Die mehrfach ungesättigten Fettsäuren sind also lebenswichtige (essenzielle) Nährstoffe. Unser Körper kann sie allerdings nicht selbst herstellen und darum müssen wir sie genauso wie Vitamine und Mineralien regelmäßig mit der Nahrung aufnehmen. Im Laufe dieses Artikels wirst du erfahren, worauf du dabei achten solltest.
Omega-3 und Omega-6
Doch zuerst müssen wir uns besser mit den beiden großen Gruppen auskennen, in welche die mehrfach ungesättigten Fettsäuren eingeteilt werden: Omega-3 und Omega-6. Am besten erklären wir erst einmal, was hinter diesen Begriffen steckt.
Fettsäuren haben viele Eigenschaften, die man in der Biochemie unterscheiden muss. Die Bezeichnung “mehrfach ungesättigte Fettsäure” verrät uns schon einmal, dass eine Fettsäure mehrere Doppelbindungen besitzt.
Ein Biochemiker teilt ungesättigte Fettsäuren danach ein, an welcher Stelle die erste Doppelbindung in ihrer Kohlenstoff-Kette vorkommt. Das “Omega” ist der letzte Buchstabe im altgriechischen Alphabet und steht sinnbildlich auch für das Ende. Der Biochemiker will uns damit sagen, dass er vom Ende der Fettsäure beginnt zu zählen. Die Zahl hinter dem Omega gibt an, am wievielten Kohlenstoff-Atom die erste Doppelbindung auftaucht. Schauen wir uns das mal in einer Grafik an:
In dieser Fettsäure taucht die erste Doppelbindung am dritten Kohlenstoff-Atom auf. Wir haben es also mit einer Omega-3 Fettsäure zu tun.
Bei Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren befinden sich die Doppelbindungen also an unterschiedlichen Stellen. Das hört sich zwar alles ziemlich abstrakt an, doch für unseren Körper ist dieser Unterschied enorm wichtig, weil er mit Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren ganz verschiedene Dinge tut, die sich aber sehr konkret auf unsere Gesundheit auswirken.
Die Omega-3 Familie
Die Omega-3 Fettsäure, die du in der letzten Grafik gesehen hast, nennt sich Alpha-Linolensäure. Sie wird meistens mit “ALA” abgekürzt (vom engl. “Alpha-Linolenic Acid”). Sie hat eine Kettenlänge von 18 Kohlenstoff-Atomen und besitzt drei Doppelbindungen.
Die Alpha-Linolensäure macht den Großteil des Omega-3 Angebots in der Nahrung aus. Sie kommt zum Beispiel in Leinsamen, Nüssen und Pflanzenölen vor, sowie in vielen weiteren Nahrungsfetten mit höherem Omega-3 Gehalt.
Allerdings kann die Alpha-Linolensäure selbst noch nicht als Baustoff verwendet oder zur Eicosanoid-Bildung herangezogen werden. Denn dazu muss sie zunächst selbst weiter aufgebaut werden. Das bedeutet: Ihre Kohlenstoffkette wird verlängert und weitere Doppelbindungen werden hinzugefügt. Für diesen Aufbauprozess sind eine ganze Reihe von Enzymen zuständig.
Auf diese Weise entstehen die beiden höherkettigen Omega-3 Fettsäuren, auf die unser Körper dann wirklich angewiesen ist. Das ist zum einen die Eicosapentaensäure und zum anderen die Docosahexaensäure.
Die Eicosapentaensäure besitzt nun eine Kettenlänger von 20 Kohlenstoff-Atomen und fünf Doppelbindungen. Sie wird meistens mit “EPA” abgekürzt (vom engl. “Eicosapentaenoic Acid”).
Aus der EPA kann dann weiter die Docosahexaensäure aufgebaut werden. Sie weist eine Kettenlänge von 22 Kohlenstoff-Atomen und sechs Doppelbindungen auf. Sie wird mit “DHA” abgekürzt (vom engl. “Docosahexaenoic Acid”).
Was man sich davon jetzt merken muss ist also folgendes: EPA und DHA sind die biologisch wirksamen Omega-3 Fettsäuren, die wir tatsächlich brauchen. Die Alpha-Linolensäure ist stattdessen nur der Ausgangsstoff, aus dem EPA und DHA hergestellt werden können.
Dieser Aufbauprozess von Alpha-Linolensäure in EPA und DHA läuft allerdings nur in sehr geringem Umfang ab. Es können maximal 10 % der mit der Nahrung aufgenommenen Alpha-Linolensäure in die höherkettigen Omega-3 Fettsäuren aufgebaut werden. Manche Experten schätzen die Rate sogar noch niedriger ein (zwischen 1 % und 5 %). In der Forschung streitet man sich daher, ob eine optimale Versorgung mit EPA und DHA durch die alleinige Aufnahme von Alpha-Linolensäure überhaupt möglich ist.
Die einzigen Quellen über die wir EPA und DHA direkt mit der Nahrung aufnehmen können sind fettreiche Seefische, Algen und Krill. Genau aus diesem Grund empfehlen viele Experten den häufigen Verzehr von fettem Seefisch (wie Lachs, Makrele, Hering und Sardinen) oder die tägliche Einnahme eines guten Omega-3-Supplements (aus Fisch-, Algen- oder Krillöl). Mit der praktischen Deckung des Omega-3 Bedarfs beschäftigen wir uns aber gleich noch genauer.
Die Eicosanoide
Aus den mehrfach ungesättigten Fettsäuren werden auch die sogenannten Eicosanoide gebildet. Eicosanoide sind hormonähnliche Botenstoffe, die vor allem den normalen Ablauf von Entzündungsreaktionen im Körper beeinflussen. Darüber hinaus können sie sich auch auf die Blutgerinnung und den Blutdruck auswirken. Die Eicosanoide sind außerdem noch an vielen weiteren Mechanismen im Stoffwechsel beteiligt, wobei ihre genaue Wirkung aber noch genauer erforscht werden muss.
Aus den Omega-6 Fettsäuren wird nun die Gruppe der Omega-6 Eicosanoide aufgebaut. Die Omega-6 Eicosanoide haben zum größten Teil eine entzündungsfördernde Wirkung. Dagegen entstehen aus den Omega-3 Fettsäuren die Gruppe der Omega-3 Eicosanoide, welche entzündungshemmend wirken.
Das bedeutet jetzt nicht sofort, dass die einen gut und die anderen schlecht sind. Eine Entzündung ist erst einmal eine wichtige Reaktion des Immunsystems. Wenn man sich beispielsweise in den Finger schneidet, können schädliche Keime über die Wunde in den Körper eindringen. Es folgt nun rasch eine Entzündung der betroffenen Stelle. Die Entzündung erhöht die Durchblutung und lockt Abwehrzellen des Immunsystems an, welche sofort damit beginnen, die Eindringlinge zu bekämpfen. Ist die Infektion dann erfolgreich abgewehrt, schwillt die Entzündung auch wieder ab und die Wunde kann heilen.
Daher brauchen wir sowohl Stoffe, die eine Entzündungsreaktion starten können, als auch Stoffe, welche diese wieder beenden. Allerdings ist ein gutes Gleichgewicht zwischen diesen pro- und antientzündlichen Stoffen sehr wichtig. Und dabei spielt auch die Ernährung und die Art der Fette, welche wir essen, eine entscheidende Rolle.
Der Wettstreit der Omega-Fettsäuren
Wie wir gerade schon besprochen haben, muss die Alpha-Linolensäure zunächst mit Hilfe eines Enzymsystems weiter aufgebaut werden. Es entstehen nun die höherkettigen Omega-3 Fettsäuren EPA und DHA, die nicht nur als Baustoffe zum Einsatz kommen, sondern auch zur Eicosanoid-Bildung herangezogen werden.
Genau das gleiche gilt nun auch für die Omega-6 Fettsäuren, welche wir mit der Nahrung aufnehmen. Auch sie müssen zuerst weiter aufgebaut werden. Dabei sind sie auf das gleiche Enzymsystem angewiesen und konkurrieren auch darum mit den Omega-3 Fettsäuren.
Im Anschluss können dann aus den aufgebauten, höherkettigen Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren die entsprechenden Eicosanoide gebildet werden.
Auf der anderen Seite fällt die Aufnahme von Omega-3 Fettsäuren in der Ernährung vieler Menschen eher spärlich aus. Schaut man sich das Verhältnis von Omega-3 zu Omega-6 genauer an, kommt in der modernen Kost auf nur eine Omega-3 Fettsäure meistens ganze 10 bis 20 Omega-6 Fettsäuren. Dagegen sollte in einer gesunden Ernährung das Verhältnis von maximal 1 zu 5 nicht überschritten werden!
Denn beide Omega-Gruppen konkurrieren wie gesagt um dasselbe Enzymsystem, welches sie zu den längerkettigen Fettsäuren aufbaut, aus denen dann die Eicosanoide gebildet werden. Auf diese Weise können durch einen Überschuss an Omega-6 Fettsäuren dann auch vermehrt die entzündungsfördernden Omega-6 Eicosanoide entstehen. Gleichzeitig wird die Bildung der entzündungshemmenden Omega-3 Eicosanoide unterdrückt.
Damit kann man auf Dauer eine eher entzündungsfreundliche Umgebung im Körper schaffen, was für unsere Gesundheit keine gute Idee ist. Alle Zivilisationskrankheiten, die wir bis jetzt besprochen haben, wie Übergewicht, Insulinresistenz, Diabetes, Demenz, Krebs und Herzkreislauferkrankungen, werden durch chronische Entzündungen im Körper begünstigt und vorangetrieben.
Deshalb sollten wir bei der Ernährung darauf achten, dass wir durch die Auswahl unserer Lebensmittel eine gute Balance zwischen Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren schaffen. Schauen wir uns jetzt an, wie wir das am besten hinbekommen.
Omega-3 und Omega-6 in der Praxis
Die größte Quelle für Omega-6 Fettsäuren sind wie gesagt die typischen raffinierten, industriellen Pflanzenöle. Den höchsten Omega-6 Gehalt haben Soja-, Mais-, Sesam-, Distel- und Sonnenblumenöl. Daher lautet mein erster Tipp:
Tipp 1: Vermeide diese raffinierten Pflanzenöle
Es ist übrigens kein Problem gelegentlich ein Öl aus oben genannten Saaten zu verwenden, insbesondere wenn man sich für eine schonend kaltgepresste Variante entscheidet, die nicht raffiniert wurde. Allerdings sollte es nicht das Hauptöl in der Küche sein, da es auf Dauer die wichtige Balance zwischen Omega-3 und Omega-6 durcheinander bringen kann.
Tipp 2: Benutze ein gutes Olivenöl
Verwende lieber ein gutes kaltgepresstes Olivenöl in der Küche. Das Olivenöl besteht zu über 75 % aus einfach ungesättigten Fettsäuren. Diese haben mit der ganzen Omega-3 zu -6 Problematik nichts zu tun.
Außerdem sind einfach ungesättigte Fettsäuren wesentlich stabiler und hitzebeständiger. Daher kann selbst ein kaltgepresstes Olivenöl problemlos zum Kochen verwendet werden (auch wenn man gelegentlich noch etwas anderes hört). Nur zum ganz scharfen Anbraten auf hoher Stufe sollte man ein überwiegend gesättigtes Fett wie Butterschmalz oder Kokosöl nehmen.
In einem nativen Olivenöl aus kalter mechanischer Pressung (das eben nicht chemisch raffiniert wird) bleibt eine Fülle von sekundären Pflanzenstoffen (Polyphenole) erhalten. Sie geben ihm nicht nur die goldene Farbe und den würzigen Geschmack, sondern sind auch für ihre antioxidative und antientzündliche Wirkung bekannt. Laut Professor Tim Spector vom British Gut Project lieben sogar unsere schlank machenden Darmbakterien besonders diese Polyphenole im Olivenöl.
Tipp 3: Vermeide Fertigprodukte und Fast Food
Um den Omega-6 Gehalt der Ernährung weiter zu senken, sollten wir auch Fertigprodukte meiden in denen raffinierte Pflanzenöle verarbeitet werden. Das betrifft vor allem industrielle Backwaren, billigen Süßkram, viele Fertiggerichte, Margarine und Fast Food. Im Zweifelsfall wirft man einfach einmal einen Blick auf die Zutatenliste. Übrigens geht man damit auch sehr effektiv den gesundheitsschädlichen trans-Fettsäuren aus dem Weg, die bei der industriellen Härtung der Pflanzenöle anfallen.
Tipp 4: Sorge für eine gute Omega-3 Zufuhr
Während wir auf der einen Seite den Omega-6 Gehalt in der Ernährung senken, sollten wir auf der anderen Seite die Omega-3 Zufuhr erhöhen, um das Verhältnis der beiden Omega-Gruppen in der Ernährung auszubalancieren. Die besten Quellen für Omega-3 Fettsäuren sind fettreiche Seefische, wie Lachs, Makrele, Hering und Sardinen, sowie Walnüsse und Leinsamen.
Eine weitere interessante Omega-3 Quelle sind die Chiasamen, die mittlerweile auch zu meinen Favoriten gehören. Sie kommen ursprünglich aus Mittelamerika und sind inzwischen auch bei uns sehr beliebt. Chiasamen haben einen erstaunlich hohen Gehalt an Omega-3 Fettsäuren. Da wir jedoch in Europa noch wenig Erfahrung mit den Chiasamen haben, empfiehlt die europäische Lebensmittelbehörde EFSA eine tägliche Zufuhr von 15 g (etwa ein gehäufter Esslöffel) nicht zu überschreiten. Dieser Hinweis muss laut Vorschrift auch auf jeder Verpackung stehen. In den USA liegt die erlaubte Höchstmenge dagegen bei 50 g am Tag.
Chiasamen haben übrigens die Eigenschaft, dass sie in Flüssigkeit sehr stark aufquellen und eine puddingartige Konsistenz erzeugen. Ich mixe sie zum Beispiel gerne mit Beerenobst und Wasser und stelle eine Art “Chia-Marmelade” her, die bei mir immer im Kühlschrank steht.
Wie viel Omega-3 Fettsäuren sollten wir jetzt jeden Tag zu uns nehmen? Unsere aktuellen Ernährungsempfehlungen schlagen eine Omega-3 Zufuhr von 0,5 % der täglichen Kalorienaufnahme vor, um den lebenswichtigen Bedarf zu decken. Bei einem durchschnittlichem Kalorienverbrauch von 2000 kcal wären das rund 1 g Omega-3 Fettsäuren. Diese Menge steckt zum Beispiel in 40 g Hering, in 10 g Leinsamen (beziehungsweise 1 Esslöffel Leinöl), in 20 g Walnüssen oder in 10 g Chiasamen.
Allerdings müssen wir dabei berücksichtigen, dass die Alpha-Linolensäure aus pflanzlichen Quellen (Nüsse, Samen, Pflanzenöle etc.) nur in sehr geringem Umfang in die höherkettigen Omega-3 Fettsäuren EPA und DHA umgewandelt werden kann. Und es sind letzten Endes genau diese höherkettigen Omega-3 Fettsäuren, die biologisch wirksam sind und im Körper tatsächlich gebraucht werden. Daher ist es in der Wissenschaft immer noch eine offene Frage, ob eine alleinige Zufuhr von Alpha-Linolensäure ausreichen kann, um den Bedarf an Omega-3 Fettsäuren optimal zu decken.
Viele Experten halten diese Empfehlung jedenfalls für viel zu gering. Sie fordern eine direkte Zufuhr von EPA und DHA und zwar von mindestens 2 g am Tag. In der Tat kann man die gesundheitlichen Vorteile von Omega-3 Fettsäuren in Studien auch nur dann feststellen, wenn sie entsprechend hoch dosiert waren.
Die einzigen natürlichen Quellen von EPA und DHA sind wie gesagt fettreiche Seefische, Algen und Krill. Um auf eine Zufuhr von 2 g hochkettiger Omega-3 Fettsäuren zu kommen, müsste man daher täglich größere Portionen fetten Seefisch essen oder ganz einfach ein gutes Fischöl einnehmen. Daher lautet mein nächster Tipp:
Tipp 5: Täglich ein Esslöffel Fischöl
In der Vergangenheit war ich ja eher vorsichtig was Fischölsupplemente angeht. Hochkettige Omega-3 Fettsäuren sind eine delikate Angelegenheit, weil sie sehr reaktionsfreudig sind und daher auch schnell oxidieren bzw. verderben können. Man hörte immer wieder von minderwertigen Fischölkapseln, die ranzig geworden sind und dann mehr Schaden als Nutzen bringen. Auch die Studienlage war lange Zeit recht durchwachsen was ihre Wirkung angeht.
In den letzten Jahren sind nun aber immer mehr gute Studien erschienen, die eine eindeutig positive Wirkung von Omega-3-Supplementen nachweisen konnten, wenn man sie in ausreichend hoher Dosis aufnimmt. Zum Beispiel nahmen in einer Studie der Berliner Charité von 2016 ältere Menschen täglich 2,2 g Omega-3 Fettsäuren über ein Fischöl zu sich. Nach sechs Monaten konnte man eine Neubildung von Nervenzellen, eine Zunahme von Hirnmasse und eine deutlich verbesserte Denk- und Gedächtnisleistung feststellen! Das wundert auch nicht, denn schließlich besteht ein Großteil der Trockenmasse des Gehirns aus hochkettigen Omega-3 Fettsäuren (vor allem DHA).
In anderen Studien konnte eine erhöhte Omega-3-Zufuhr zum Beispiel bei chronischen Entzündungskrankheiten helfen, das Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADS) bei Kindern beseitigen, das Sehen verbessern (da Omega-3-Fettsäuren auch im Auge gebraucht werden), depressiven Verstimmungen entgegenwirken, das Abnehmen unterstützen und womöglich auch den allgemeinen Alterungsprozess verlangsamen, welcher ebenfalls sehr viel mit anhaltenden Entzündungen zu tun hat.
Von daher spricht heute aus meiner Sicht nichts mehr gegen eine Einnahme von Omega-3-Supplementen und ist auch bei mir zur Gewohnheit geworden. Ich nehme zum Beispiel jeden Tag ein Esslöffel eines sehr guten norwegischen Fischöls ein. Das liefert mir genau die empfohlenen 2 g hochkettigen Omega-3 Fettsäuren.
Ich verwende übrigens das Fischöl der Marke NORSAN, welches alle wichtigen Qualitätskriterien erfüllt: Es wird hoch gereinigt und ist praktisch frei von möglichen Schwermetallen und anderen Schadstoffen, was auch von mehreren unabhängigen Laboren kontrolliert wird. Auch die Fettsäuren werden auf Oxidation geprüft (der sog. TOTOX-Wert) und sind im grünen Bereich. Dazu wird das Präparat mit Vitamin E und einem guten Olivenöl angereichert, welches als natürliches Antioxidans wirkt. Das Fischöl selbst kommt ausschließlich aus nachhaltigem Wildfang in Norwegen. Daher empfehle ich es auch gerne in meinen Einkauftipps.
Zur leichteren Dosierung und Einnahme gieße ich das Fischöl gerne in ein kleines Schnapsglas (ein Esslöffel entspricht knapp 10 ml bzw. 1 cl). Bei der Gelegenheit gebe ich noch ein Teelöffel eines gutes Dorschleberöls (von Dropi) hinzu, welches eine exzellente Quelle für präformiertes Vitamin A darstellt. Zum Schluss kommt noch ein Tropfen eines Vitamin D3 / K2 Kombi-Präparates (von Primal State) in den Mix. Auf diese Weise habe ich gleichzeitig meinen Bedarf am Omega-3 Fettsäuren und allen fettlöslichen Vitaminen abgedeckt. Das ganze nimmt man am besten stets nach einer fetthaltigen Mahlzeit zu sich, weil sich dadurch die Aufnahme im Darm noch einmal verbessert.
Fazit
Von den Fachgesellschaften wird eine Zufuhr von rund 1 g Alpha-Linolensäure am Tag empfohlen. Auch wenn die Umwandlung von Alpha-Linolensäure in die höherkettigen EPA und DHA sehr gering ausfällt, scheint diese Menge den überlebenswichtigen Minimalbedarf an Omega-3 Fettsäuren zu decken. Denn wirklich ernsthafte Mangelsymptome werden so gut wie nie beobachtet.
Auf der anderen Seite sieht man die gesundheitsfördernden Effekte von Omega-3 Fettsäuren nur dann, wenn man EPA und DHA direkt und in ausreichender Dosis zuführt. Daher schließe ich mich den Experten an, die mindestens 2 g höherkettige Omega-3 Fettsäuren am Tag empfehlen. Das lässt sich am einfachsten mit einem guten Fischöl umsetzen.
Eine gleichwertige Alternative zum Fisch kann auch ein Algenöl sein. Dieses wird übrigens aus Mikroalgen gewonnen, welche an Land in Salzwasserbecken gezüchtet werden. Wer sich Sorgen um die Nachhaltigkeit macht, kann auch problemlos zu solch einem Präparat greifen.
Neben der Deckung des Omega-3 Bedarfs, müssen wir uns auch um die Balance der Omega-3 zu Omega 6 Fettsäuren kümmern. Hier spielt die Alpha-Linolensäure wiederum die Hauptrolle, weil sie mit dem Omega-6 Fettsäuren um das Enzymsystem konkurriert, welches sie zu den höherkettigen Fettsäuren aufbaut. Würden wir keine Alpha-Linolensäure aufnehmen, hätten die Omega-6 Fettsäuren viel zu leichtes Spiel und würden schnell die Oberhand gewinnen. Von daher sind uns auch alle pflanzlichen Omega-3 Quellen, wie Nüsse und Samen, hoch willkommen, um die Omega-6 Fettsäuren auszubalancieren.
Zum Schluss gilt es noch die größte Quelle für Omega-6 Fettsäuren so gut wie möglich einzuschränken: Die typischen raffinierten Pflanzenöle aus Soja, Mais, Sesam, Disteln und Sonnenblumenkernen, sowie alle Produkte, die mit diesen Ölen hergestellt werden.
Den ein oder anderen Leser mag das Fazit dieses Artikels nun wundern: Denn in der Vergangenheit wurden uns doch immer genau diese raffinierten Speiseöle als so besonders gesund empfohlen. Viele Menschen glauben bis heute, dass sie ihrer Gesundheit (und vor allem ihrem Herzen) einen großen Gefallen tun, indem sie Butter durch Margarine ersetzen und ihr Essen mit raffinierten Pflanzenölen zubereiten. Der einzige Grund dafür ist unser nächstes Thema: Das Cholesterin.
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